Körpertherapie

“Was der Geist vergessen hat, das hat der Körper nicht vergessen … dankenswerterweise.”
Siegmund Freud

In der heutigen Psychotherapie gewinnen sogenannte körperorientierte Verfahren zunehmend an Bedeutung. Durch ganz unterschiedliche Körpertechniken und körperliche Berührungen kann bisweilen ein leichterer Zugang zu Problemen, die im Unterbewusstsein gespeichert sind, erreicht werden. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist der Fokus auf die Körperwahrnehmung und damit verbundene Emotionen und Gedanken.

Bei psychischen Problemen kann die Körpertherapie den psychotherapeutischen Prozess unterstützen und sehr gut begleitend zu einer Psychotherapie zusätzlich durchgeführt werden. 

Die Körpertherapie oder auch Körperpsychotherapie oder körperorientierte psychotherapeutische Verfahren umfassen eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden und Herangehensweisen. Dabei gibt es unter anderem bewegungs-, atem-, berührungs- und achtsamkeitsorientierte Vorgehensweisen. Ihnen gemeinsam ist der Ansatz, dass Körper, Geist und Seele eine nicht trennbare Einheit bilden und sich ständig gegenseitig beeinflussen (Psychosomatik). „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“ (Christian Morgenstern), und das trifft es genau. 

Die Körpertherapie ist ein wirksames, primär non-verbales Therapieverfahren, das Auswirkungen auf unsere Gefühle, Gedanken und unser Verhalten hat. Die Regulation der emotionalen Befindlichkeit mit Hilfe von körperlichen Übungen gelingt vielen Menschen oft leichter als über den kognitiven Zugang. Auch die Wahrnehmung der Atmung und ihre direkte Beziehung zur Befindlichkeit ist ein wesentlicher Teil der Körpertherapie. Die Erfahrung, wie sich die Atmung mit Hilfe bestimmter Übungen positiv beeinflussen lässt und spannungslösend wirken kann, ist essenziell und ein wichtiges Hilfsmittel, um Krisen bewältigen zu können.

In der Körpertherapie wird durch unterschiedliche Übungen versucht, die Körperwahrnehmung zu schulen, Veränderungen im Muskeltonus zu spüren, den Bewegungsraum zu vergrößern, Blockaden aufzulösen, was zu mehr Flexibilität, Leichtigkeit und Freiraum führt. Gleichzeitig wird durch ausgleichende und erdende Übungen ein verbessertes Gleichgewicht angestrebt um mehr Stabilität und Sicherheit und Wohlgefühl aufzubauen. Dies wirkt sich heilsam nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf emotionaler Ebene aus.

Selbstwirksamkeit zu erfahren ist ein vorrangiges Ziel der Körpertherapie. Sein eigenes richtiges Maß zu finden, die eigene Individualität anzunehmen und zu wertschätzen, fürsorglich mit sich umzugehen, sind weitere Erfahrungsinhalte der Körpertherapie. Ebenso Selbstmitgefühl zu praktizieren, Grenzen/Überforderung/Widerstand oder Abwehr (die sich meist zuerst im Körper zeigen) wahrzunehmen, zu spüren und zu äußern/auszudrücken.

Eine Körpertherapie kann nicht nur körperlich, sondern auch seelisch herausfordernd sein. Nehmen Sie sich daher genügend Zeit, um die Sitzungen zu verarbeiten.